Digitales Schreiben und eine twitter-Lesung der besonderen Art

Ich hatte das Glück, diese Woche beim Münchner Pub’n’Pub zum Thema „Digitales Schreiben“ und einen Tag später bei der Lesung von Eric Jarosinski dabei zu sein. Es ergaben sich Parallelen, mit denen ich nicht gerechnet hätte.

Eric Jarosinski hat zu einer Lesung der besonderen Art eingeladen, denn er hat zwar ein Buch geschrieben, aber daraus gelesen hat er nicht. Wer ihn nicht kennt: Eric ist US-Amerikaner, Germanist, bezeichnet sich selbst als gescheiterten Intellektuellen, der die Uni verließ, um sich ganz seinem Projekt #NeinQuarterly zu widmen. Unter diesem # twittert er mit enormer Resonanz widersprüchliche, aber meist sehr treffende Sentenzen rund um unseren Alltagswahnsinn, Kulturunterschiede, Sprachphänomene, Philosophie, allen voran die Frankfurter Schule samt Adorno. Mittlerweile schreibt er Kolumnen für die Zeit sowie für die New York Times und eine niederländische Zeitung. 2015 erschien im S. Fischer Verlag sein Buch „Nein. Ein Manifest“.

Cover

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier, sicher mit großzügiger Erlaubnis von Eric, ein paar Auszüge:

Beispiel 2

 

 

 

 

 

 

 

Beispiel 3

 

 

 

 

 

 

 

Beispiel 1

 

 

 

 

 

 

 

 

Und was das nun mit Digitalem Schreiben zu tun hat? Zugegeben, hätte der Vortrag „Digitaler Text“ geheißen, wäre es klarer, denn es ging darum, wie vielfältig man Texte in der digitalen Welt nutzen kann, zum Beispiel auch für social reading. Und die Lesung von Eric war social reading. In seiner Power Point-Präsentation hatte er allerhand kuriose Fotos aus dem Alltag für uns, gespickt von Zitaten aus seinen Kolumnen, dem Buch und twitter, untermalt von vielen lustigen Anekdoten und Begebenheiten aus seinem Leben. Das klingt alles ganz heiter – war es auch –, aber Eric ist kein dödeliger Spaßvogel, er ist intelligent, bescheiden und beeindruckend. Er reflektiert höchst geistreich über Philosophie, Sprache und Kultur – und er will Enttäuschung hervorrufen, was wiederum zu Reflexion führt. Den Vorwurf, böse zu sein, wies er in den Fragerunde von sich. Er verweist nur auf die Dialektik, der er sich in seinen tweets regelmäßig bedient. Trotzdem schimmert da eine ganz eigene Philosophie durch – halten wir die Augen offen, wie sich das entwickelt. Auf jeden Fall hat er schon mal gezeigt, wie gewinnbringend und kurzweilig eine digitale Lesung sein kann. Die Kollegen vom Pub‘n‘Pub wären begeistert gewesen. Nicht umsonst ist Eric für den Virenschleuder-Preis von Pub’n’Pub-Gründer Leander Wattig nominiert. Ich drücke die Daumen!

Organisiert wurde der Abend übrigens von nicebastard, einem Pop-up-Buchhändler – auch sehr spannend!

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